Samsung UE 78 JS 9590 (Test)

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Manche nennen es Gigantomanie, begeisterten Cineasten kann der Fernseher jedoch nie groß genug sein – sofern in der Wohnung genügend Platz vorhanden ist. Auch der Preis kann ein K.O.-Kriterium bedeuten, zumal der UE 78 JS 9590 im Vergleich zum HU 8590 mit identischer Bilddiagonale (Test in audiovision 12-2014) stolze 5.500 Euro mehr kostet. Dafür verbaut Samsung hier die SUHD-Technik, die durch brillante Farben, satte Kontraste sowie riesige Lichtreserven besticht.

Ausstattung und Praxis

samsung-pcBis auf die Gehäusemaße sind optisch keinerlei Unterschiede zum kleinen Bruder feststellbar. So verleiht das „Grand Chamfer Design“ mit dezent gewölbtem Bildschirm (Radius: 4,2 Meter), abgeschrägtem Metallrahmen und bumerangförmigem Standfuß selbst dem 78-Zöller ein schnittiges Aussehen. Das Datenblatt liest sich ebenfalls gleich, wobei die größeren Modelle über zusätzliche Backlight-LEDs beziehungsweise Local-Dimming-Zonen verfügen und kontrastreiche Motive noch besser differenzieren dürften – mehr dazu später. Die Leuchtdioden sitzen bei der JS-9590-Serie vollflächig hinter dem Display (Full-LED-Backlight) und ermöglichen Helligkeitswerte jenseits der 800 Candela pro Quadratmeter. Eine weitere Besonderheit ist die Quantum-Dot-Technologie, die Samsung auf den Namen „Nano Crystal Color“ getauft hat. Hier sorgen Nano-kristalle für intensivere Farben sowie nuanciertere Abstufungen. Das Panel wird mit 10 Bit Genauigkeit angesteuert und kann sogar HDR-Inhalte darstellen (technische Details erfahren Sie in audiovision 5-2015).

Die Smart Control erkennt nicht nur Handbewegungen, sondern auch Sprachbefehle. Ebenso gehört ein klassischer Signalgeber zum Lieferumfang.

Die Smart Control erkennt nicht nur Handbewegungen, sondern auch Sprachbefehle. Ebenso gehört ein klassischer Signalgeber zum Lieferumfang.

Eine hohe Zukunftssicherheit gewährleistet das One-Connect-Konzept, da neue Heimkino- oder TV-Standards durch Austausch der Box einfach nachrüstbar sind (Samsung Evolution Kit). Neben der Bild- und Videoverarbeitung beherbergt sie auch sämtliche Anschlüsse: vom Adapterslot für analoge AV-Eingänge über drei USB-Ports bis hin zu vier HDMI-2.0-Schnittstellen (alle HDCP-2.2-kompatibel) sowie einen Universal-Doppeltuner mit DVB-T2 und zwei CI+ Einschüben. Natürlich gehören auch eine Ethernet-Buchse und ein WLAN-Modul zur Ausstattung. Diese eröffnen den Zugang zu Samsungs Smart-Hub-Portal, das mit zahlreichen Apps inklusive Web-Browser, praktischen Konnektivitätsoptionen für Smartphones und Tablet sowie dem 4K-fähigen Mediaplayer punktet. Für Skype-Videotelefonate oder die Gestensteuerung verfügt der Fernseher oben im Gehäuse über eine manuell ausfahrbare Kamera.

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Der Octa-Core-Prozessor stellt in jedem Fall eine flüssige Menüführung, kurze Wartezeiten und praktische Multitasking-Fähigkeiten sicher. Anders als die frühere Smart-Control-Fernbedienung besitzt das neue, schlankere Modell allerdings keine Direkttasten mehr für die „Multi-Link Screen“-Funktion oder den Fußball-Modus. Weitaus ärger-licher finden wir den Verzicht auf 3D-Brillen, obwohl das Doppelpack mit Knopfzellen in Online-Shops für unter 30 Euro bestellbar ist.

Beim Sound muss man erfreulicherweise keine Abstriche hinnehmen: Durch die unterschiedlichen Krümmungsradien von Front- und Rückseite entsteht in der Mitte ein größerer Resonanzraum, der den Lautsprechern zu einem dynamischen Klang mit sattem Brustton verhilft. An das Boxensystem des Bang & Olufsen (Test in audiovision 8-2015) kommt der Südkoreaner aber nicht heran, neigt er bei steigendem Schallpegel doch zu Verzerrungen. Deshalb empfiehlt sich die optionale Curved-Soundbar HW-J 8500 für 950 Euro (Test in audiovision 6-2015).

Bildqualität Fernsehen

Im eingeschalteten Zustand bringt der 78-Zöller selbst den kritischsten TV-Fan zum Staunen – nicht nur wegen seiner schieren Größe, sondern vielmehr dank der einhüllenden Bildwirkung des gebogenen Displays. Einen Vorgeschmack liefert der eingangs erwähnte UE 78 HU 8590 aus gleichem Hause, der bei Kontrast und Leuchtkraft aber noch Luft nach oben zeigt. Leider erfüllt auch der JS 9590 nicht ganz unsere Erwartungen, obgleich er mit maximal 809 Candela pro Quadratmeter zu den hellsten Fernsehern auf dem Markt gehört. Denn dieser Wert wird nur in Spitzlichtern (schwarze Testbilder mit bis zu 25-prozentigem Weißfeld) und dank der Smart-LED-Schaltung auf Stufe „Hoch“ erreicht.

In Vollbildern sinkt die Ausbeute auf 609 Candela; der farbneutralste Bildmodus „Film“ schafft sogar nur 281 Candela. Auch der Hellraumkontrast bewegt sich mit 724:1 bloß auf durchschnittlichem Niveau, weshalb das Bild bei einfallenden Sonnenstrahlen schon einmal etwas flau wirken kann. Dieser Effekt tritt besonders aus seitlicher Perspektive auf und wird durch die Krümmung teilweise verstärkt. An der Schärfe gibt es hingegen nichts auszusetzen: TV-Sender erscheinen extrem knackig und sauber durchgezeichnet. Der (dezente) Overscan lässt sich bei HD-Kanälen komplett abschalten. Das De-Interlacing gelingt einwandfrei.

Anschluss gefunden: Die One-Connect-Box übernimmt bei den gehobenen Samsung-Fernsehern nicht nur die Signalverarbeitung, sie lässt sich dank des zwei Meter langen Kabels auch flexibel positionieren.

Anschluss gefunden: Die One-Connect-Box übernimmt bei den gehobenen Samsung-Fernsehern nicht nur die Signalverarbeitung, sie lässt sich dank des zwei Meter langen Kabels auch flexibel positionieren.

Nachdem LG und Philips für ihre TV-Betriebssysteme (webOS respektive Android) bereits einige Lorbeeren eingeheimst haben, stellen wir nun Samsungs neues „Tizen“ (sprich: Tai-sen) genauer vor. Die Basis bildet das bekannte Linux, wobei der Schwerpunkt auf der Vernetzung von Smartphones, Fernsehern und Haushaltsgeräten liegt – hier dürfte noch einiges auf uns zukommen.

Die Oberfläche ähnelt der von webOS, ist jedoch etwas nüchterner gehalten und nicht ganz so farbenfroh. Ferner beruht die Leiste am unteren Bildschirmrand auf den zuletzt aufgerufenen Anwendungen statt auf einer persönlichen Sortierung, weshalb es dort direkt nach der Inbetriebnahme nur wenig zu sehen gibt. Mit der Zeit gelangt man aber umso schneller zu seinen persönlichen Favoriten. Dazu gehört wahrscheinlich vor allem YouTube, unterstützt die App doch die Ultra-HD-Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixeln. Ebenso streamen die Online-Videotheken Amazon Instant Video und Netflix diverse Filme und Serien in 4K-Qualität (siehe audiovision 3-2015). Samsungs App-Angebot kann sich durchaus sehen lassen, erreicht aber nicht den Umfang von Android-TVs mit Google Play Store. Besonders Freunde von Mini-Spielen oder Spaß-Anwendungen müssen gewisse Abstriche hinnehmen.

Wie auch im Text erwähnt, sorgt der Achtkern-Prozessor (Octa-Core) für einen reibungslosen Bedienfluss. Auch die Interaktion mit Mobilgeräten gelingt zuverlässig; zum Beispiel können Bildschirminhalte flexibel zwischen Smartphone und Fernseher übertragen beziehungsweise gespiegelt (Screen Mirroring) oder TV-Funktionen unterwegs mittels App gesteuert werden. Cineasten erhalten Zugriff auf professionelle Einstellmöglichkeiten wie einen detaillierten Weißabgleich.

Filme und Serien in Ultra-HD: Neben Netflix unterstützt auch Amazon Instant Video das UHD-Streaming. Das Angebot ist derzeit aber noch überschaubar.

Filme und Serien in Ultra-HD: Neben Netflix unterstützt auch Amazon Instant Video das UHD-Streaming. Das Angebot ist derzeit aber noch überschaubar.

Typisch Tizen: Anders als das webOS-Betriebssystem von LG füllt sich Samsungs Taskleiste nach und nach mit den Icons der zuletzt aufgerufenen Anwendungen.

Typisch Tizen: Anders als das webOS-Betriebssystem von LG füllt sich Samsungs Taskleiste nach und nach mit den Icons der zuletzt aufgerufenen Anwendungen.

Bildqualität Blu-ray

Eine Sammlung brauchbarer Bildmodi bietet der JS 9590 nicht gerade – und das ist auch gut so! Die Wahl fällt mehr oder weniger zwangsläufig auf das oben genannte Preset „Film“, deckt es doch als einziges den für Blu-rays und HDTV maßgeblichen Farbstandard ITU BT.709 präzise ab. Allerdings ist der Farbumfang ab Werk leicht eingeschränkt: Cyan und Grün erscheinen relativ blass, was zum Beispiel in den Bahama-Aufnahmen von „Casino Royale“ auffällt. Immerhin können Bildtüftler den Farbraum an die eigenen Anforderungen anpassen; für Zeichentrick-Fans empfiehlt sich das knallige Preset „Nativ“. Schade, dass hier die Intensität nicht wie bei Sony verändert werden kann.

Meine TV-Apps: Samsung erlaubt über ein Download-Portal die Installation weiterer Anwendungen. Hierfür ist ein interner Speicher mit 3,77 Gigabyte an Bord.

Meine TV-Apps: Samsung erlaubt über ein Download-Portal die Installation weiterer Anwendungen. Hierfür ist ein interner Speicher mit 3,77 Gigabyte an Bord.

Unser Testgerät zeigt im rechten Bereich einen dunklen Fleck, der speziell bei hellen, einfarbigen Motiven ins Auge sticht. Außerdem kommen hin und wieder Lichthöfe zum Vorschein. Dafür überrascht der 78-Zöller mit einer gleichmäßigen Ausleuchtung. Lob verdient auch die „Smart LED“-Schaltung, die aus finsteren Szenen mehr Tiefe und Plastizität herausholt. Nichtsdestotrotz schneidet der kleine Bruder bei den Kontrastmessungen tendenziell besser ab. Die 24p- und Bewegungsdarstellung gelingt beiden Modellen hingegen perfekt.

Das 3D-Bild lässt ebenfalls keine Wünsche offen und punktet mit einer authentischen Raumwirkung sowie einem hohen Auflösungsvermögen; Umgebungslicht sollte man angesichts der mäßigen Helligkeitsreserven im besten Bildmodus vermeiden.

Das 78-Zoll-Display des JS 9590 treibt den Energiebedarf auf über 250 Watt. Zu Lasten der Leuchtkraft sind im Setup-Menü diverse Stromspar-Funktionen aktivierbar.

Das 78-Zoll-Display des JS 9590 treibt den Energiebedarf auf über 250 Watt. Zu Lasten der Leuchtkraft sind im Setup-Menü diverse Stromspar-Funktionen aktivierbar.

Satter Sound: Die optionale, 950 Euro teure Curved-Soundbar ist optisch auf das TV-Design abgestimmt und verbessert die Klangqualität. Sie wird in Schwarz und Silber angeboten.

Satter Sound: Die optionale, 950 Euro teure Curved-Soundbar ist optisch auf das TV-Design abgestimmt und verbessert die Klangqualität. Sie wird in Schwarz und Silber angeboten.

4K-Wiedergabe

In puncto UHD-Formatunterstützung gibt Samsung nach wie vor den Musterschüler. So spielt der Mediaplayer von Democlips (H.264 und HEVC) über Amateuraufnahmen bis hin zu den Quality.TV-Testsequenzen nahezu alle unsere Videos ab. Hier sei auch noch einmal explizit auf die HDR-Fähigkeit hingewiesen. Fotos erscheinen ebenfalls in vierfacher Full-HD-Qualität; leider werden niedriger aufgelöste Bilder nicht hochskaliert. mr/ur/ff

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AuVi_AWARD-Highlight

Der Testbericht Samsung UE 78 JS 9590 (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 13000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

89 sehr gut

Der Samsung UE 78 JS 9590 ist mit seinem riesigen Curved-Bildschirm und der tollen Bildqualität eine Ausnahmeerscheinung in der Fernseherlandschaft – auch wenn er qualitativ nicht ganz an seinen 65-Zoll-Bruder heranreicht. Zu den Highlights gehören die 10-Bit- und HDR-Unterstützung sowie die brillanten „Nano Crystal“-Farben.

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